Mama, Mama, Mama … kannst du mal … ich brauche Hilfe, … meine Schwester hat … gib das wieder her! … Heul … ich hab Hunger … spielst du mit mir? … ich hab meine Hausaufgaben vergessen … kannst du mir damit helfen … ich kann das alleine! Seufz.
Kennst du das? So viel. Und alles auf einmal. Bestimmt kennst du das – und da ist es fast schon egal, ob es 1, 2, oder 5 Kinder sind. Dieses ganze Umsorgen, Versorgen, Trösten, Aufmuntern, Ermutigen, Schlichten, Begleiten, Unterstützen, und ja auch – Kuscheln & Lieben. Es gibt eine Zeit, da scheinen all diese Anforderungen und Bedürfnisse deiner Kinder so groß, da bleibt fast nichts für dich selbst übrig. Aber nur fast.
Wie wir aber alles gleichzeitig schaffen sollen, ohne uns selbst dabei zu vergessen, hat uns nur leider keiner beigebracht. Auch, weil unsere Eltern und unsere Mütter häufig selbst etwas anderes gelernt haben: Funktionieren und zum Wohle der Familie zurückstecken. Und so wird der Kreislauf fortgesetzt. Es sei denn, wir ändern das!
Dass es auch anders gehen darf, das lernen wir erst, wenn wir selbst dran sind. Und? Wir scheitern. Immer und immer wieder. Wir machen ‚Fehler‘, wenn es die überhaupt gibt. So viele Ansprüche, so viele gute Vorsätze, so viel … zu viel. Von der ganzen Vergleicherei, die wir als Frauen oft als zusätzlichen Stolperstein in unser Leben holen, mal ganz abgesehen. Manchmal ist es einfach zu viel, was wir gleichzeitig zu bewältigen haben oder bewältigen wollen. Wir fühlen uns immer und immer wieder unvollkommen. Und wir versuchen es trotzdem. Stehen wieder auf. Nicht wahr?
Es gibt zwei Gefühle, die du dir immer wieder als deine starken Begleiter zu Hilfe holen kannst, wenn du drauf und dran bist, dich selbst in schwierigen Alltagssituationen mit deinen Kindern aufzugeben.
Manchmal braucht es Mitgefühl.
Auweia. Die Überschrift mag sich gerade gar nicht so leicht lesen. Jetzt soll ich auch noch Mitgefühl haben? Ich hab doch schon so viel Mitgefühl mit meinen Kindern. Noch mehr?!
Nein, nicht noch mehr – sondern anders fokussiert. Dein Mitgefühl brauchst du nicht nur für deine Kinder – dein Mitgefühl brauchst du für dich. DU darfst ganz viel Mitgefühl mit dir selbst haben, dass du manchmal nicht weisst, wie du das alles vereinbaren sollst. Du darfst Mitgefühl mit dir haben, dass so viel an dir hängenbleibt. Du darfst Mitgefühl haben mit dir, wenn du doch lauter wirst, weil du wirklich, wirklich nicht weiter weisst. Dann fühle mit dir und sag dir das innnerlich auch: ‚Ich fühle mit mir‘. Zeige dir selbst, dass DU dich … fühlst.
Denn Mitgefühl heisst, dass du deine Gefühle wahrnimmst, & deine Überforderung annimmst: deine Wut, deine Tränen, deine Zweifel, deine Unvollkommenheit, deine Einsamkeit, deine SEHNSUCHT. Ja, genau – deine Sehnsucht nach dem, was dich noch ausmacht. Mitgefühl kann dein Türöffner für das sein, was unseren Müttern und Großmüttern verwehrt blieb: Mitgefühl für die Situation und Mitgefühl für die eigene Sehnsucht, die immer noch in uns brennt, auch wenn so vieles andere unsere Zeit in Anspruch nimmt. Fühle, nimm es an, atme durch und dann richte dich wieder aus. Das Wesentliche ist es: tue es für dich. Fühle mit dir!
Wenn nichts mehr geht: Probier’ es mit Liebe
Und wenn du dich gefühlt hast, dann liebe dich dafür, dass du mit alledem im Leben stehst. Dass du so viel schaffst, aufnimmst, probierst, scheiterst und wieder probierst. Die Liebe gibt dir die Kraft dafür, deinem inneren Kritiker zu trotzen. Du bist mehr als dein Scheitern. Die Liebe für dich selbst erinnert dich daran, wer du als Mensch bist und als solcher vollkommen. Hör hin. Hör dir selbst zu, wenn du dir selbst sagst: ‚Ich liebe mich mit allem!‘ Und dann hole dir liebevoll das zurück, was dir gerade fehlt: Freude, Neugier, Geduld, Sehnsucht(!), Kreativität (für dich), Schönheit, ein Lächeln, ein Zwinkern, Leichtigkeit, deine Wünsche und Bedürfnisse. Deine Liebe ist immer da. Glaube fest daran!
Die Beziehung zu anderen beginnt immer mit der Beziehung zu dir selbst!
Und wozu das alles? Unsere Kinder lernen das, was sie von uns vorgelebt bekommen. Nein, ich hole jetzt nicht die Moralkeule heraus. Ich will dich dazu ermutigen, endlich diesen alten Kreislauf zu durchbrechen, zu funktionieren statt dich zu zeigen. Nein, wir sind nicht ‚perfekt‘. Nein, wir wissen nicht immer, wie das alles geht. Uns damit zu zeigen UND dabei Mitgefühl und Liebe für uns selbst zu leben – das ist ein ganz schönes Geschenk für unsere Kinder. Sie lernen, dass es ok ist, wenn wir nicht alles schaffen.
Wenn wir also eine liebevollere Beziehung zu uns selbst pflegen – dann werden das unsere Kinder lernen und wer weiß, wer noch alles in unserem Umfeld? Darum schnapp dir diese beiden Mantras und wiederhole sie, wenn es schwierig ist: ‚Ich fühle mit mir und liebe mich mit allem!‘ Dann geht es auch schon leichter. Probierst du es aus?
Evelyn Richter-Schäfer, Evelyn ist Gründerin der Praxis alles-du.de
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