Hurra, mein Kind ist in der Pubertät! Die Freudenschreie halten sich meist in Grenzen, zugegeben. Wer aber pauschal meint, dass jetzt die schlimmste Zeit für Eltern beginnt, versäumt eine ganze Menge. Teenager durch die Pubertät zu begleiten ist spannend, genießt auch diese Zeit!
Wenn das Hormon-Karussell in Fahrt kommt, verändern sich die Kinder und das Familienleben gleich mit. Denn die Teens lehnen gemeinsame Aktivitäten ab und finden alles Gewohnte doof. Gar nicht so einfach für Eltern und auch für die jüngeren Geschwister! Es hilft, wenn man sich immer wieder bewusst macht, dass die Pubertät eine notwendige Phase ist. Auch euer Kind macht das nicht aus Spaß, sondern muss mit Hormonschüben, verwirrenden Gefühlen und den körperlichen Veränderungen erst einmal klarkommen. Könnt ihr akzeptieren, dass die Dinge sich ändern, erkennt ihr viel leichter die positiven Momente und reagiert gelassener, wenn es schwierig ist. Manchmal hilft es, einfach mal auszusprechen: „Mann, das ist richtig anstrengend grad – aber wir haben uns trotzdem lieb.“
Mama, chill‘ mal!
Die Kunst des Nichtstuns beherrschen Jugendliche meisterhaft. Anstatt über Faulheit zu schimpfen, könnten Eltern sich ein wenig abschauen. Ein Sonntag im Schlafanzug auf dem Sofa ist vielleicht genau das, was man als Mama mit Perfektionsanspruch gerade braucht, bevor sich das Hamsterrad am Montag weiter dreht. Und auch wenn herumliegende Pizzakartons ein No-Go sind, gibt es zweifellos Wichtigeres als eine frisch geputzte Wohnung. Übrigens: Entspannte Eltern überstehen Pubertätschaos leichter.
So viele Ideen
Teenager sind in der Lage, sich mehrmals pro Woche neu zu erfinden, nicht nur was ihren Style angeht. Nutzt diese Kreativität und lasst sie Ideen einbringen – egal ob es um die Geburtstagszeitung für die Oma oder eine gemeinsame Renovierungsaktion geht. Die Jugendlichen fühlen sich dann hilfreich und wertgeschätzt, das tut ihnen gut. Vielleicht machen die sprudelnden Ideen euch Lust auf Veränderungen? Seid mutig – eure Kinder werden stolz auf euch sein. Auch bei Konflikten findet ihr gemeinsam vielleicht kreative, überraschende Lösungen.
Klare Ansagen
Ehrlich und direkt, ohne Rücksicht auf Verluste. Von Teenagern bekommt ihr Feedback, ob ihr wollt oder nicht. Taktieren ist gerade nicht ihr Ding, denn Impulskontrolle und strategisches Denken sind vorübergehend außer Funktion. Deutliche Worte können natürlich verletzen, vor allem wenn sie Wahrheiten enthalten, die man sich selbst nicht eingestehen will. Klare Ansagen sind euch unangenehm, ihr bleibt lieber unverbindlich? Nehmt euch ein Beispiel und probiert es anders. Sich im Ton vergreifen ist für Eltern allerdings ein „No-Go“ – ihr seid die Erwachsenen, mit Impulskontrolle und reichlich Lebenserfahrung.
Spannende Diskussionen
In der Pubertät wird das Gehirn zur Großbaustelle und dann so leistungsfähig wie nie zuvor. Jetzt können Jugendliche kritisch analysieren, Widersprüche aufdecken, Verständnis für andere entwickeln und werden damit zu faszinierenden Gesprächspartnern. Ab sofort könnt ihr euch auf Augenhöhe über alle Themen dieser Welt unterhalten – wenn ihr echtes Interesse an den Meinungen eures Teenagers habt. Vorträge, ständige Kritik oder der Drang, die eigenen Ansichten durchzusetzen, werden schnell durchschaut und beenden jedes Gespräch.
Miteinander lachen
Pubertät ist anstrengend für alle Beteiligten. Aber gleichzeitig können Teenager immer noch rumalbern und Blödsinn machen. Wenn es euch gelingt, schwierige Situationen mit Humor zu betrachten und auch mal über euch selbst zu lachen, kommt ihr gut durch diese Zeit. Miteinander lachen verbindet – nutzt jede Gelegenheit!
Alles nicht so einfach?
Ist die Familiensituation schon länger schwierig, sieht man nur noch Probleme. Nehmt euch dann bewusst Zeit, um mindestens fünf positive Eigenschaften eures Kindes zu finden. Was mögt ihr, worauf seid ihr besonders stolz, was kann das Kind besonders gut? Auch Verwandte oder Freunde, die nicht so in den Alltagskampf verstrickt sind, können neue Sichtweisen aufzeigen. Nutzt auch gerne Beratungsmöglichkeiten, es lohnt sich. Eine Familie bleibt ihr schließlich ein Leben lang.
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