Es ist 06:15 Uhr. Wir sitzen am Frühstückstisch. Es ist mal wieder Montag und die Kinder müssen in den Kindergarten. Meine Frau ist schon bei der Arbeit – wie jeden Morgen. Nachdem die erste Hürde genommen ist und die Kinder aufgestanden sind, wartet schon die nächste Herausforderung beim Frühstück. Heute gibt es Cornflakes mit Milch. Das scheint meinen Beiden nicht zu passen. Dabei versuche ich, ihnen immer ein wenig Abwechslung zu bieten, damit sie nicht immer das Gleiche essen. Trotzdem wird gemeckert: „Ich esse das nicht!“ Das erinnert mich unweigerlich an den Suppenkasper im bekannten Kinderbuch Der Struwwelpeter von Dr. Heinrich Hoffmann. „Ich esse keine Suppe! Nein! Ich esse meine Suppe nicht! Nein, meine Suppe ess ich nicht!“. Nun gut, um Suppe geht es hier nicht und das Ganze wird auch kein tragisches Ende nehmen, aber dennoch frage ich mich, was ich wohl in der Erziehung falsch gemacht habe. Ich bleibe konsequent. Schließlich sage ich: „Entweder ihr fangt an zu essen oder ihr müsst eben hungrig in den Kindergarten gehen.“
Das Gemecker geht weiter und die Kinder schalten auf stur. Von wem sie das nur haben? Aber alles klar, aussitzen kann ich das auch. Nach fünf Minuten merke ich dann, wie sich die Stimmung langsam ändert. Vielleicht liegt es daran, dass die beiden jetzt endlich richtig wach sind oder vielleicht haben sie doch Hunger. Ohne weitere Diskussion fangen sie dann schließlich an, ihre Cornflakes zu essen – ganz still und friedlich. Warum immer diese Aufregung am Anfang, frage ich mich. Hängt es damit zusammen, dass es zu ihrem Ritual gehört, sind sie unausgeschlafen oder haben sie einfach nur Hunger? Ich weiß es nicht.
Aber eines weiß ich ganz sicher: Morgen nach dem Aufstehen wird etwas Anderes auf dem Frühstückstisch stehen und das wird den beiden wieder nicht schmecken – zumindest für die ersten fünf bis zehn Minuten. Es ist alles eine Phase, bekommt man immer gesagt. Nur für Eltern dauern diese Phasen gefühlt viel zu lang. Da hilft nur Gelassenheit.
Tobias Sievert