Am 16. September 2025 werden wieder tausende Erstklasskinder ihre Schullaufbahn starten. Die 1. Klasse einer Grundschule in Bayern besuchen zum Beispiel Laura (5 Jahre), Paul (6 Jahre) und Hannah (7 Jahre). Diese Altersmischung entsteht durch die gemeinsame Einschulung von schulpflichtigen Kindern, Kann-Kindern, der Zurückstellung von schulpflichtigen Kindern und der vorzeitigen Einschulung von Darf-Kindern.
Was sind Muss-, Kann und Darf-Kinder?
Grundsätzlich sind alle Kinder schulpflichtig, die bis zum 30. Juni sechs Jahre alt werden (Muss-Kinder). Kinder, die kurz danach, zwischen dem 1. Juli und 30. September, ihren Geburtstag feiern, befinden sich im sogenannten Einschulungskorridor, sind also Kann-Kinder. Der Schulbeginn kann für diese Kinder um ein Jahr nach hinten verschoben werden. Die Entscheidung liegt hier allein bei den Eltern. Vorzeitig in die Schule dürfen auf Antrag der Eltern die Darf-Kinder, die erst zwischen dem 1. Oktober und dem 31. Dezember sechs Jahre alt werden.
Schuleinschreibung und Anträge
Die Anträge auf vorzeitige Einschulung oder auf Zurückstellung für schulpflichtige Kinder müssen an der jeweiligen Sprengelschule gestellt werden. Für alle „potenziellen“ Erstklässler muss also eine Schuleinschreibung zwischen dem 5. und 9. Mai 2025 erfolgen. Die Schulleitung prüft die Anträge, führt Gespräche mit Eltern und Kind und entscheidet, gegebenenfalls unter Einbeziehung von Beratungslehrkräften, dem Schularzt und den Kindergärten, über die von den Eltern gewünschte Zurückstellung ihres schulpflichtigen oder der frühzeitigen Einschulung ihres Kindes.
Ist mein Kann-Kind schulreif?
Die Einführung des Einschulungskorridors zum Schuljahr 2019/20 stärkte grundsätzlich die Entscheidungsfreiheit von Eltern. Viele fühlen sich damit allerdings überfordert und verunsichert. Als Mutter oder Vater eines Kann-Kindes solltest du dich unbedingt beraten lassen. Ob du ein Kann-Kind einschulen solltest, ist abhängig davon, ob es schulreif ist. Leider gibt es dafür keine allgemeingültige Checkliste.
Pro und Kontra Einschulung
Wird mein Kind in der Schule überfordert sein? Wird es als eines der jüngsten Kinder Schwierigkeiten haben, sich in die Klasse sozial zu integrieren? Wenn ich mein Kind lieber erst ein Jahr später einschule, wird es sich dann im Kindergarten langweilen? Diese Fragen beschäftigen Eltern viel mehr als die kognitiven Fähigkeiten, Fein- und Grobmotorik oder Selbständigkeit. Das sind auch alles Kriterien, die beim Thema Schulreife eine Rolle spielen. Ist dein Kind eher offen und kommunikativ oder schüchtern? Natürlich kennst du dein Kind am besten – im familiären Umfeld. Viele Kinder verhalten sich allerdings im Kindergarten unter Gleichaltrigen ganz anders. Vertraue hier auf die Einschätzung der Erzieherinnen. Wichtig ist auch der Standpunkt deines Kindes! Ein Kind, das überhaupt noch nicht in die Schule möchte, sollte auf keinen Fall gedrängt werden. Andererseits überschätzen sich auch sehr selbstbewusste Kann-Kinder. Triff die Entscheidung also gemeinsam mit deinem Kind und zusammen mit den Fachkräften – immer zum Wohl deines Kindes.
Gründe für eine Zurückstellung
Bei der Zurückstellung von schulpflichtigen Kindern spielt vor allem die Schulfähigkeit eine wichtige Rolle. Der Elternwille ist hier nicht entscheidend, sondern es zählt vor allem das schulärztliche Gutachten. Wenn die Entwicklung deines Kindes z.B. durch eine schwerwiegende Erkrankung verlangsamt ist, kann eine Zurückstellung aus gesundheitlichen Gründen erfolgen. Bei einer Zurückstellung aus intellektuellen Gründen ist eine Absprache mit Fachkräften besonders wichtig, denn möglicherweise steht dann die Einschulung in eine Förderschule im Raum. Dennoch gibt es Kinder, die einfach noch mehr Zeit und Förderung brauchen. Emotional-soziale Gründe werden von Eltern am häufigsten angegeben, wenn sie ihr Kind zurückstellen lassen wollen. Die soziale Kompetenz und die emotionale Reife für die Schulfähigkeit sind nicht bei jedem Kind gleich. Schau auch hier ganz genau hin und hol dir Rat von Erzieherinnen, deiner Kinderärztin und erfahrenem Lehrpersonal.
Ulli Dippold
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