Am 17. Februar wird in einigen Familien mit Schulkindern wieder der Haussegen schief hängen, denn das Zwischenzeugnis steht an.
Der Grund dafür kann sowohl an den Erwartungen der Eltern hängen, als auch an denen der Kinder selbst. Die Eltern wünschen sich zum Beispiel, dass ihre Kinder einmal erfolgreich sein werden im Beruf und dass sie den Grundstein dafür schon in der Schule legen.
Das Zwischenzeugnis ist eine Momentaufnahme
„Natürlich wollen die Eltern das Beste für ihre Kinder, aber ich rate hier zu mehr Gelassenheit“, erklärt Siegfried Hümmer, Schulpsychologe und Leiter der Fachgruppe Schulberatung im Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband BLLV. Eltern sollten im Zwischenzeugnis nicht mehr sehen, als es ist: Eine Momentaufnahme der schulischen Leistungen ihres Kindes. „Das Zwischenzeugnis ist kein schriftlicher Beleg für Leistungen oder Kompetenzen in der Zukunft“, so Hümmer weiter.
Unterstützung statt Leistungsdruck
Als Schulpsychologe kennt Hümmer den Leistungsdruck, der auch in der Schule immer stärker um sich greift. „Ehrgeizige Schülerinnen und Schüler sehen im Zeugnis eine Bestätigung ihres Einsatzes und erhoffen sich beste Noten. Bei zu großem Ehrgeiz kann selbst die Note 2 schon für Frust sorgen.“ Eltern sollten daher keinen zusätzlichen Druck ausüben und sich mit Kommentaren zurückhalten.
Im Vordergrund aller schulischen Ergebnisse – auch wenn sie anders ausfallen als erhofft – sollten Lob und Anerkennung für die erbrachte Leistung stehen. Eltern, die auch kleine Fortschritte honorieren, machen Kindern Mut und spornen sie an.
Alle Kinder, egal ob sie hohe Erwartungen an sich selbst stellen oder trotz intensiven Paukens nur wenig positive Ergebnisse erzielen, benötigen Zuspruch.
Vor allem aber das Kind, das die Freude am Lernen verloren und sich selbst aufgegeben hat. „Diese Kinder dürfen nicht allein gelassen oder mit Vorwürfen bombardiert werden. Sie brauchen Hilfe und Unterstützung, um aus dem Tief wieder herauszukommen“, rät Hümmer.
5 Tipps für Eltern im Umgang mit dem Zwischenzeugnis
Liebe, Zeit und Vertrauen schenken – Kinder, die wissen, dass ihre Eltern sie annehmen und lieben, sind starke Kinder.
Miteinander reden – so simpel dies klingt – manchmal ist die Stimmung in den Familien wegen schulischer Leistungen derart angespannt, dass die Beteiligten nicht mehr in der Lage sind, in Ruhe miteinander zu sprechen. Dabei kommt es auf den Austausch an, nicht erst dann, wenn es offenkundig Probleme gibt. Eltern bleiben so im Kontakt mit ihrem Kind und wissen immer, wo es steht. Überraschungen am Zeugnistag gibt es dann nicht.
Das Kind nicht alleine lassen – wenn trotz hohem Engagement nur wenig Erfolg in Sicht ist oder die Freizeit des Kindes zu sehr in Mitleidenschaft gezogen wird, sollten Eltern zusammen mit ihrem Kind auf Ursachenforschung gehen. Woran liegt es? Vorwürfe sind unbedingt zu vermeiden!
Kontakt zur Lehrkraft aufnehmen – in einem konstruktiven Gespräch sollte die Problematik geschildert werden. So kann die richtige Strategie für das Kind und seine individuellen Bedürfnisse entwickelt werden.
Schulwahl überdenken – Eltern sollten sich immer wieder die kritische Frage stellen, ob die gewählte Schulart für das Kind die richtige ist und sich auch darüber mit ihrem Kind austauschen. Fragen wie „Fühlst du dich wohl dort?“ „Kommst du im Unterricht gut mit?“ „Wie verstehst du dich mit deinen Mitschülern?“ können helfen, einen Eindruck zu gewinnen. Sollte ein schulischer Wechsel anstehen, hilft es dem Kind sehr, wenn es weiß, dass ihn die Eltern mittragen und die Welt deshalb nicht zusammen bricht.
Noch ein Tipp zum Schluss: Wer dem Zeugnistag den Stachel nehmen möchte, plant diesen mit seinem Kind am besten schon im Voraus und versüßt allen Familienmitgliedern den Tag, zum Beispiel durch eine Einladung ins Lieblingsrestaurant des Kindes, einen Kinobesuch oder einen Ausflug – entweder als Belohnung für den geleisteten Einsatz oder als Ansporn, sich in Zukunft noch mehr anzustrengen.
Bayerischer Lehrer- und Lehrerinnenverband e. V.
www.bllv.de
Bild: BLLV e. V.
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