Plätzchen backen mit der Oma, eine Gute-Nacht-Geschichte vor dem Zubettgehen, die immer gleiche Tasse zum Frühstück – Rituale sind die Inseln der Zuflucht für unsere Kinder. Jede*r von uns kann sich sicherlich an das ein oder andere Ritual aus der eigenen Kindheit erinnern. „Meine Oma hat immer…“ oder „Am tollsten war, dass wir jedes Mal…“. So wurden Erinnerungen geschaffen, an die wir bis heute gerne zurückdenken.
Rituale sind für die kindliche Entwicklung unabkömmlich. Sie gehören zu einer Kindheit wie das Salz in die Suppe. Doch warum? Was bedeuten Rituale für unsere Kinder und warum sind sie so wichtig?
Rituale geben Orientierung im Alltag
Schon für die ganz Kleinen spielen immer gleiche Abläufe eine wichtige Rolle. Im Babyalter bezeichnen wir Rituale jedoch eher als Alltagsstruktur. Nach dem Aufstehen wird mit Mama gekuschelt, dann die Windel gewechselt und schließlich gefrühstückt. Vor dem Zubettgehen schauen wir gemeinsam ein Buch an, dann putzen wir die Zähne und wenn ich in meinem Schlafsack stecke, dann ist Schlafenszeit. So oder so ähnlich können Rituale im Babyalter aussehen. Sie geben schon den Kleinsten einen Fahrplan an die Hand, was als nächstes passieren wird und helfen somit, sich im Alltag zurecht zu finden. Wer weiß, was auf ihn zukommt, ist entspannter und gelassener. Für die größeren Kinder kann es der sonntägliche Besuch bei Oma sein, wo sie sich noch einmal so richtig verwöhnen lassen können, bevor am Montag wieder der Alltag beginnt. Oder das alljährliche Weihnachtsessen mit der gesamten Familie, auf das man sich schon das ganze Jahr freut.
Rituale geben Sicherheit und Halt
Streit mit Freunden im Kindergarten oder in der Schule, Stress beim Lernen oder eine herausfordernde Situation im Alltag. All das lässt sich viel einfacher bewältigen, wenn man weiß, dass nach der Schule Mama mit einem warmen Essen wartet und man ihr davon erzählen kann. Der Alltag ist oft so hektisch, dass man kaum zum Erzählen kommt. Wird allerdings jeden Abend Zeit für ein kurzes Bettkantengespräch eingeplant, können sich die Kinder hier noch einiges von der Seele reden, bevor es ins Land der Träume geht.
Rituale erleichtern Übergänge
Unser Alltag besteht aus vielen, vielen Übergängen. Jeder Orts- und Situationswechsel stellt für Kinder einen Übergang dar. Viele haben damit Probleme. Wer aber weiß, dass es bei der Ankunft im Kindergarten zuerst in die Garderobe zum Umziehen geht und dann in der Gruppe der Morgenkreis wartet, kann sich darauf einstellen und fühlt sich nicht von neuen Situationen überfahren.
Größere Kinder haben oft Probleme damit, den Tag ausklingen zu lassen. Am Abend wird es in vielen Familien noch einmal hektisch, jeder will von seinem Tag erzählen, einiges muss noch für den kommenden Tag vorbereitet werden. Da ist es nicht verwunderlich, wenn die Gedanken kreisen, sobald wir im Bett liegen. Ein ruhiges Abendritual, um den Tag ausklingen zu lassen und die Gedanken zu sortieren, kann hier sehr hilfreich sein.
Für uns Erwachsene ist es zwar manchmal lästig, sich immer an den für unsere Kinder so wichtigen Ablauf zu halten. Aber seien wir ehrlich: Der Aufwand lohnt sich. Rituale geben nicht nur Halt und Orientierung im Alltag, sie hinterlassen auch ein warmes Gefühl im Bauch und bringen Kinderaugen zum Leuchten. Sie gehören somit zu unseren schönsten Kindheitserinnerungen – für die Ewigkeit.
Foto: Susanne Dobner