Spricht man von Schulreife, so denken wir an den Umgang mit Zahlen und Buchstaben. Sehen wir aber genauer hin, dann merken wir, dass dazu noch etwas mehr gehört. Den eigenen Namen schreiben und bis 20 zählen zu können bedeutet nicht automatisch schulreif zu sein. Die folgenden sieben Themen sollten Eltern vor der Einschulung genau unter die Lupe nehmen.
1. Kniffliges für kleine Finger
Die korrekte Stifthaltung, der Umgang mit Kleber und Schere sowie das eigenhändige Öffnen und Schließen von Knöpfen, Verschlüssen und Schnallen sind essentielle Voraussetzungen für eine leserliche Handschrift, den Sportunterricht oder die Pause. Kein Kind möchte den Freunden auf dem Weg zum Pausenhof nachsehen, während es selbst nicht ohne Hilfe seine Jacke schließen kann. Wie man das trainiert? Durch tägliches An- und Ausziehen, Brote schmieren, Wäsche falten, kneten, Obst schnippeln oder malen.
2. Körperliche Fitness
Im Bereich Grobmotorik spricht man von Schulreife, wenn Kinder Bälle fangen und werfen können, Treppen im Wechselschritt gehen, auf einem Bein stehen/hüpfen, Überkreuzbewegungen ausführen aber auch ausdauernd zu Fuß gehen. Um dem Unterricht zu folgen, ist eine gewisse Fitness von Nöten. Die tollsten Spiele, aus denen Freundschaften entstehen, finden noch immer auf dem Schulhof statt. Beim Kinderturnen oder im Schwimmkurs, beim Fegen, Staubsaugen oder Schneeschippen sowie auf dem Fahrrad lassen sich all diese Fähigkeiten wunderbar erproben. Und bitte ganz oft raus in die Natur und klettern, rennen, toben!
3. Konzentration und Gedächtnis
In der Schule ist es wichtig, die Aussage des Lehrers aus einem Stimmengewirr herauszuhören und den Anweisungen Folge leisten zu können. Kinder sollten in der Lage sein, drei kurze Aufträge zu behalten und auszuführen sowie über Vergangenes zu berichten. Wichtig sind diese Fähigkeiten, um sich selbst zu organisieren und mit seinem Kurz- bzw. Langzeitgedächtnis zu arbeiten. Beim Wiedergeben des Inhalts eines Telefonats, beim Tischdecken oder Zimmer aufräumen kann das ebenso gut erlernt werden, wie beim Einkaufen im Supermarkt ohne Einkaufszettel, bei Hörspielen oder beim Vorlesen und anschließendem Nacherzählen.
4. Sprechen und verstanden werden
Um sich verbal gut ausdrücken und verteidigen zu können, sollte ein schulreifes Kind laut und deutlich sprechen. Kann dein Kind in der Vergangenheitsform berichten, eigene Wünsche, Gedanken, Bitten und Fragen formulieren und Vergleichsformen bilden? Stelle deinem Kind offene Fragen, die es nicht mit ja oder nein beantworten kann. Warum, wann, welche, was hast du gespielt? So kommt ihr ins Gespräch. Lest Bücher, singt und reimt gemeinsam und vor allem redet, redet, redet!
5. Rechts, links, oben und noch mehr
Mengen erkennen, Reihenfolgen fortsetzen, vergleichen und Unterschiede oder Gemeinsamkeiten feststellen sowie Richtungsangaben verstehen, gehört ebenso zur Schulreife wie das Zählen (vor- und rückwärts). Kinder sollten zeitliche Abläufe kennen und räumliche Beziehungen begreifen, um dem Unterricht folgen zu können. Beim Treppensteigen, Müll trennen oder Telefonnummern wählen, beim Ausräumen der Spülmaschine sowie beim Einkaufen und Bezahlen im Supermarkt kann man das ganz nebenbei üben. Aber auch Tischdecken – Messer rechts, Gabel links, für wie viele Personen – eignet sich hervorragend.
6. Fit für die Klassengemeinschaft?
Um Mitglied einer Gemeinschaft zu werden, soziale Gefüge zu bilden und zu erhalten sollten angehende Schulkinder Regeln einhalten und Konsequenzen akzeptieren können. Dann haben die Kleinen den Kopf frei fürs Lernen. Auch einmal abwarten können und Konflikte selbstständig lösen gehört ebenso dazu wie Ausdauer, Sorgfalt und Anstrengungsbereitschaft.
Wie dein Kind das lernt? In aller Regel durch dein Vorbild und das Üben im Kindergarten, im Sportverein oder einfach beim Spielen mit anderen Kindern. Oft kann dein Kind schon mehr, als du ihm zutraust.
7. „Ich kann das allein“
Zukünftige Erstklässler sollten ihren Namen und ihre Adresse kennen und den Schulweg alleine bewältigen. Sich selbstständig anziehen, den Platz aufräumen und die Sachen packen fällt ebenfalls unter dieses Thema. Traue deinem Kind etwas zu und biete ihm so wenig Hilfe an wie möglich, aber so viel wie nötig. All das lässt sich spielerisch im Alltag, im Kindergarten, bei der Freizeitgestaltung und natürlich zuhause in der Familie entwickeln. Mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen, das ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Vorschulkind haben sollte. Leben wir es unseren Kindern vor!
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