Wusstest du, dass sich das menschliche Gehirn stark vom Gehirn anderer Lebewesen unterscheidet? Das liegt vor allem daran, dass unsere Neuronen bei Geburt noch keine wirklich definierte Aufgabe haben und erst zu sogenannten Wissensmachern werden müssen. Wenn Hühnerküken zum Beispiel schlüpfen, ist ihr Gehirn schon soweit ausgeprägt, dass sie all die Tätigkeiten verrichten können, die so ein gewöhnliches Huhn auch verrichtet – wie Laufen oder Picken.
Das Gehirn eines Babys ist hingegen kaum entwickelt. Daher sind wir Menschen als kleine Kinder auch so lange von unseren Eltern abhängig. Da sich unsere Neuronen in diesem jungen Alter „langweilen“, suchen sie nach Aufgaben und wollen sich vernetzen. Das ist auch der Grund, warum wir alles werden können, was wir wollen – Schauspieler, Feuerwehrmann oder Bäcker.
Schlaues Netz im Kopf
Die Neuronen in unserem Gehirn speichern Informationen aus all unseren Sinnesorganen ab. Verbinden sich die Neuronen aller verschiedenen Sinne dann miteinander, spricht man vom vernetzten Denken. Wenn wir beispielsweise zum ersten Mal eine Kirsche sehen, speichert das Sehneuron die Information „leuchtend rot und rund“ ab. Fassen wir die Kirsche auch an, erkennt das Tastneuron, dass die Kirsche glatt mit fester Haut ist, die leicht nachgibt. Stecken wir die Kirsche dann noch in den Mund, merken wir, dass sie auch noch süß schmeckt. All diese Informationen werden dann im Gehirn zusammengetragen und ergeben ein vollständiges Bild von einer Kirsche. Wenn wir dann später wieder einmal eine Kirsche sehen, senden unsere Sinnesneuronen alle Informationen aus, die dazu gesammelt wurden. Je mehr Sinne also ursprünglich beteiligt waren, desto mehr Informationen sind das.
Das Triangel-Experiment
Dies wurde auch in einem Experiment deutlich. Zwei Kinder wurden mit einer Triangel vertraut gemacht. Dem einen wurde sie in die Hand gegeben, dem anderen wurde dazu ein Film im Fernsehen gezeigt. Das erste Kind fühlt das Material und merkt, wie schwer die Triangel ist. Wenn es mit dem Stab daran schlägt, spürt es die leichte Vibration und hört den Klang im ganzen Raum. Das zweite Kind hingegen sieht nur die Form der Triangel und hört den Klang frontal vom Gerät aus. Was meinst du, welches Kind im Nachhinein eine bessere Beschreibung der Triangel abgeben konnte?
So geht Lernen leichter
Oft haben wir aufgrund unserer eigenen, manchmal auch negativen Erfahrungen ein bestimmtes Bild davon, wie Lernen auszusehen hat. Man sitzt am Schreibtisch vor einem Buch und paukt Vokabeln. Doch das muss nicht sein, wenn wir uns die Erkenntnisse zum vernetzten Denken zunutze machen und auf den Lernprozess anwenden. Lass dein Kind möglichst viele Erfahrungen selbst machen. Ermögliche ihm, die Dinge mit allen Sinnen zu erfassen. Denn dadurch stellst du sicher, dass das Gelernte langfristig im Gehirn verankert bleibt – und das ist ja auch Sinn und Zweck vom Lernen.
Vokabeln lernen mit allen Sinnen
Nehmen wir das Beispiel mit dem Lernen von Vokabeln. Viele Kinder lernen die Wörter aus dem Buch heraus. Kurzfristig lässt sich der gelernte Wortschatz wieder abrufen, auf lange Sicht jedoch entstehen schnell Lücken. Wie sieht hier nun das Lernen mit allen Sinnen aus? Lass dein Kind die Vokabeln „fühlen“, indem es sie zum Beispiel auf Karteikarten abschreibt. Für das Hören können die einzelnen Wörter zudem über die Diktierfunktion am Smartphone aufgenommen und abgespielt werden. Schließlich kannst du noch ein wenig Bewegung hinzufügen: lass dein Kind beim Lernen im Zimmer auf- und abgehen oder mit einem kleinen Ball gegen die Wand werfen. Je mehr verschiedene Sinne hier angesprochen werden, desto besser ist der langfristige Lernerfolg.
Experimente eigenen sich übrigens ebenfalls hervorragend, um das vernetzte Lernen zu fördern. Probiere es also direkt einmal aus und überlege dir, mit welchen Ideen du dein Kind optimal beim Lernen unterstützen kannst. Gerne darfst du dabei deiner Kreativität freien Lauf lassen.